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Saalplan

Sonntag, 8. Oktober 2023
20:00 • Erwin-Piscator-Haus • Preise B

Niek Baar | Ben Kim

  • Niek Baar, Violine
  • Ben Kim, Klavier
  • Maurice Ravel (1875 – 1937), Sonate für Violine und Klavier Nr. 2 G-Dur (1923 – 1927)
  • Ludwig van Beethoven (1770 – 1827), Sonate für Klavier und Violine Nr. 3 Es-Dur op. 12
  • Clara Schumann (1819 – 1896), 3 Romanzen für Violine und Klavier op. 22 (1853)
  • Johannes Brahms (1833 – 1897), Sonate für Violine und Klavier Nr. 3 d-Moll op. 108

Der niederländische Geiger Niek Baar ist längst kein Unbekannter mehr, denn bereits im Alter von 16 Jahren gab er sein Solodebüt bei den Rotterdamer Philharmonikern, gewann 2016 den dritten Preis beim Johann-Sebastian-Bach-Wettbewerb in Leipzig und hat sich seitdem seinen Platz in den Konzertsälen der Welt erspielt. Auch in Marburg ist er kein Unbekannter, denn vor fast genau zwei Jahre begeisterte er das hiesige Publikum bereits gemeinsam mit dem Concertgebouw Kammerorchester. Umso größer die Freude, ihn in dieser Saison gemeinsam mit einem Klavierpartner und einem Violinsonatenprogramm erleben zu können. Mit dem amerikanischen Pianisten Ben Kim verbindet ihn eine langjährige musikalische Zusammenarbeit, die beide bereits in Städten wie Amsterdam, Berlin und München präsentieren konnten. Ben Kim geniesst einen wachsenden internationalen Ruf als ein Musiker von ungewöhnlicher Reife und Integrität. Sein 1. Preis beim ARD-Musikwettbewerb in München 2006 bildet den Auftakt zu einer erfolgreichen Karriere, die ihn immer wieder auf international renommierte Bühnen und Festivals führt.

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Alle vier Werke des Programms dieses Abends stammen von Komponisten, die von Haus aus hervorragende Pianisten waren. Gleichwohl haben auch sie Meisterwerke für die Violine geschaffen, wie das vorliegende Programm beispielhaft aufzeigt.

Violine und Klavier passen nicht zusammen – dieser Meinung war jedenfalls der französische Komponist Maurice Ravel. Um diese mit einem Augenzwinkern geäußerte Ansicht zu beweisen, hat er zwischen 1923 und 1927 seine Sonate für Violine und Klavier Nr. 2 komponiert. Dort geht es ihm nicht darum, die beiden Instrumente miteinander zu verschmelzen; er stellt vielmehr deren Unabhängigkeit in den Vordergrund. Deutlich wird dies gleich im ersten der drei Sätze, wo lyrische und tänzerische Passagen simultan vorgetragen werden. Im Mittelsatz mit dem Titel „Blues“ adaptiert Ravel Jazz-Elemente. Das Perpetuum-mobile-Finale unterstreicht den zyklischen Charakter der Sonate, indem es auf Material aus den vorangegangenen Sätzen anspielt.

Die Duo-Besetzung Klavier und Violine hat ihren Ursprung im 18. Jahrhundert, war damals eine beliebte Gesellschaftskunst. Der Klavierpart stand dabei stets im Vordergrund. So war stets von Sonaten für Klavier und Violine die Rede – bis hin zu Wolfgang Amadeus Mozart und Ludwig van Beethoven. Auf Mozart aufbauend ging es Beethoven jedoch schon in seinen ersten drei Sonaten op. 12 von 1798 darum, ein ausgewogeneres strukturelles Verhältnis der beiden Instrumentalparts zu berücksichtigen. Auch wenn in den brillanten Ecksätzen noch das Klavier dominiert, gibt es auch dort immer wieder reizvolle Dialoge. Und im Mittelsatz der an diesem Abend erklingenden Sonate Nr. 3 Es-Dur darf sich die Violine melodisch aussingen.

Ihre drei Romanzen für Violine und Klavier hat Clara Schumann in engem Kontakt mit zwei herausragenden Geigern des 19. Jahrhunderts komponiert: Wilhelm Joseph von Wasielewski und Joseph Joachim. An diesen schrieb sie selbstbewusst Ende 1855: „Auf das, was folgt, kannst Du Dich ungeniert freuen!“ Die Bekanntschaft mit dem damals 22-jährigen Virtuosen hatte schon zwei Jahre zuvor die Entstehung der Romanzen beflügelt, die zu Clara Schumanns populärsten Werken zählen. Sie zu hören – darauf darf sich auch das Marburger Publikum „ungeniert freuen“.

Joseph Joachim zählte wie Clara Schumann zu den engen Freunden von Johannes Brahms. Gemeinsam mit Joachim hat Brahms seine 1888 in Budapest uraufgeführte Sonate für Violine und Klavier d-Moll op. 108 fünf Jahre später zur Einweihung des Bechstein-Saales in Berlin gespielt. Beide scheiterten teilweise aufgrund fehlender Vorbereitung an den Klippen der Partitur, die sowohl dem Pianisten als auch dem Geiger reichlich Möglichkeit zu Virtuosität und leidenschaftlichem Ausdruck bietet, aber auch zu expressivem Gesang – dies alles in einem musikalischen Dialog auf Augenhöhe.