Nachruf auf Horst Pusch
Mitglied des Vorstands des Maburger Konzertvereins von 1985 bis 2007
Am Donnerstag, dem 6. September 2007, verstarb im Alter von 69 Jahren das langjährige Mitglied des Vorstands des Marburger Konzertvereins Horst Pusch. Horst Pusch war als Geiger und Bratscher Leiter seines Streichquartetts, des Pusch-Quartetts, später dann als erfolgreicher Orchestererzieher eine in der hessischen Musikszene höchst beachtete feste musikalische Größe. Schon als Schüler soll er in den fünfziger Jahren durch beachtliche instrumentale Fähigkeiten aufgefallen sein. Als Student löste er den physiologischen Konflikt zwischen Geigenspiel und seiner Begabung für das Turnen schließlich zugunsten der Musik, studierte Schulmusik und Theologie und entwickelte sich – inzwischen am Gymnasium Philippinum in Marburg tätiger Lehrer – schließlich zu einem Orchester-Dirigenten, der aus Orchestern ganz unterschiedlicher Zusammensetzungen ein faszinierend hohes Maß an Homogenität herauszuholen vermochte. Sein in 1962 unter dem Namen „Kammerorchester Horst Pusch“ gegründetes und ab 1971 als „Kammerorchester Marburg“ auftretendes Orchester vereinte ambitionierte Laien und auch angehende professionelle Musiker – letztere nicht selten durch Horst Pusch zu diesem Berufsweg motiviert. Dieses Orchester zeichnete sich durch eine beständig aufrecht erhaltene erstaunlich hohe Spielkultur aus, von der Schallplatten, CDs und zahlreiche Aufnahmen des Hessischen Rundfunks Zeugnis ablegen. Die musikalische Gestaltung war unaufdringlich, im besten Sinne seriös und im Bemühen um größtmögliche Texttreue vom absoluten Vorrang des Werkes gegenüber subjektivistischen Interpretationsmoden geprägt. Horst Pusch dirigierte frei von jeglicher Tendenz zur extrovertierten Selbstdarstellung. Die daraus hervorgehende musikalische Wirkung seiner Aufführungen war nicht hoch genug einzuschätzen.
In den Konzerten des Marburger Konzertvereins hat sich Horst Pusch mit seinem Orchester einen über dreißig Jahre behaupteten festen Platz erarbeitet. Zwischen 1966 und 1996 sind nicht weniger als 24 Konzerte des Marburger Konzertvereins mit dem Kammerorchester Marburg verzeichnet, anfangs Oratorienkonzerte mit der damals im Oratorienbereich führenden Universitätskantorei, wobei Horst Pusch als Konzertmeister und Violinsolist des von ihm vorbereiteten Orchesters fungierte, danach ausschließlich Konzerte des Kammerorchesters unter Horst Pusch als Dirigenten (gelegentlich zugleich als Solist auf der Viola in Bachs Brandenburgischem Konzert Nr. 1 oder Hindemiths Trauermusik). Mit besten Verbindungen zu Bläsersolisten des Hessischen Rundfunks, die ihn als Dirigenten hoch schätzten, und als Leiter des Landesjugendorchesters Hessen konnte Horst Pusch sein Kammerorchester immer mehr auch zu großer sinfonischer Besetzung ergänzen. Zwischen 1987 und 1996 leitete er überdies für den Konzertverein Konzerte unter dem Motto „Musik nach 1945“ und „Neue Musik“, in welchen er die Zuhörer behutsam über gemäßigt moderne Werke an die Musik des 20. Jahrhunderts heranführte – dies zuletzt am 4.2.1996.
Kurz nach jenem Konzert wurden fast alle seine musikalischen Aktivitäten durch einen Schlaganfall abrupt beendet. Eine halbseitige Lähmung blieb als Dauerfolge. Doch Horst Pusch gab nicht auf. Nach langwieriger Rehabilitation übernahm er wieder das Kammerorchester des Gymnasiums Philippinum. Obwohl nur noch mit der linken Hand vom Rollstuhl aus dirigierend, ließ das, was an Homogenität und Klangqualität dabei herauskam, noch immer seine Qualitäten als Orchestererzieher erkennen (bewegend: Ausschnitte aus Bachs Kunst der Fuge, circa 1997). Auch als der große öffentliche Auftritt im professionellen Rahmen nicht mehr möglich war, hat Horst Pusch dem Marburger Konzertverein weiter beratend zur Seite gestanden. Seit 1985 ununterbrochen Mitglied des Vorstands, zuletzt noch im Mai 2006 für weitere fünf Jahre wiedergewählt, hat er an den Vorstandssitzungen teilgenommen und oft richtungweisende Beiträge geleistet, auch die Konzerte noch nahezu regelmäßig besucht.
Horst Pusch wird dem Marburger Konzertverein in dankbarer Erinnerung bleiben. Er hat sich in die Annalen des Marburger Musiklebens eingeschrieben.
MARBURGER KONZERTVEREIN
Der Vorsitzende
Dr. Friedemann Nassauer